Kleine Wunder des Alltags
Ein schöner Spätsommerabend im August, das Meer ist ruhig, es herrscht Windstille und die Musik begleitet das Feuerwerk, das gerade den Himmel über dem Meer mit vielen bunten Lichtern bemalt. Neben mir steht ein junger Mann und weint.
Doch warum weint er? Es ist doch ein schöner Abend.
Seine Mutter bemerkt mein erstauntes Gesicht und wir beginnen uns zu unterhalten. Sie erzählt mir, dass dieser junge Mann gerade deshalb weint, WEIL das Feuerwerk so schön war.
Im laufe des Abends habe ich mich viel mit ihr und ihrem Sohn Thomas unterhalten.
Er hat eine geistige Behinderung und ist in vielen Dingen wie ein kleiner Junge. Thomas denkt nicht darüber nach was er tut, warum er etwas macht – er hat oftmals “einfach so” gute Laune.
Er lässt seinen Gefühlen freien Lauf und kann dadurch eben auch vor Freude weinen, wenn er etwas schön findet.
Entdecke die Wunder um dich herum
In seinem Verhalten erinnert er an ein kleines Kind, das seinen Gefühlen folgt.
Erinnerst du dich noch an deine Kindheit?
Konntest du nicht auch einfach lachen, wenn du etwas lustig fandest – selbst wenn die Erwachsenen dich nicht verstehen konnten?
Oder du hast furchtbar geweint wenn du traurig warst?
Konntest den Grund für deine Traurigkeit aber schnell wieder vergessen wenn dir jemand ein Eis angeboten hat?
Viel Menschen schmunzeln darüber, wie leicht Kinder glücklich gemacht werden können.
Aber warum ist es nicht mehr so wenn wir älter werden?
Haben wir verlernt einfach mal zu lachen wenn wir fröhlich sind?
Oder zu weinen wenn uns etwas traurig macht?
Wir haben das Gefühl, wir müssten uns in der Öffentlichkeit beherrschen. Wir können unseren Gefühlen keinen freien Lauf lassen.
Wir denken darüber nach, was andere Menschen über uns denken.
Wir haben Angst, dass andere etwas Schlechtes über uns denken.
Und es scheint, als verpassen wir das unglaubliche, wunderbare am Leben in manchen Momenten.
Und worüber freuen wir uns überhaupt noch, wenn wir erwachsen sind? Über ein Auto? Ein Haus? Ein neues Kleid oder ein Paar neue Schuhe?
Der Blickwinkel als Schlüssel
Warum machen wir es nicht den Kindern und Thomas einfach mal nach?
Warum weinen wir nicht vor Freude wenn wir miteinander spielen?
Warum bemerken wir so oft die kleinen Wunder, die um uns herum passieren, nicht mehr?
Wir ignorieren sie. Sie sind normal und teil unseres Alltags – unserer Routine.
Aber muss es so sein?
Nein, ich denke nicht. Wenn wir – egal wo wir sind – uns einfach umsehen, dann sehen wir, was in der Welt um uns herum passiert. Wenn wir dies einfach auf uns wirken lassen, dann entdecken auch wir lauter kleine Wunder um uns herum.
Egal ob es die Vögel im Baum oder im Cafe um die Ecke das ältere Ehepaar ist, das so vertraut miteinander umgeht. Oder der junge Mann, der mit seinem Sohn lachend auf einer Wiese spielt. Wir müssen uns einfach an die kleinen Wunder des Alltags erinnern, und diese wieder zu schätzen und zu genießen lernen.
Ich möchte mich bei Thomas bedanken, dass er mich an diese „Kleinigkeiten“ des Lebens erinnert hat, wegen denen ich gerade ein Lächeln auf dem Gesicht habe, während ich das Wolkenspiel am Abendhimmel beobachte.
Schau dich einfach mal mit offenen Auge um und entdecke neue, alte, kleine, aber umso wichtigere Glücksmomente des Alltags!
Wunder sind subjektiv, du kannst dich dazu entscheiden, deine eigenen kleinen Wunder des Alltags entstehen zu lassen. Nutze diese Gabe!
Alles Liebe
deine Hannah
Bild: ‘Star in front of my window’ by darkpatator on Flickr (via Sprixi). CC BY licence.